Harald Kuhnle, Kuhnle Arbeitsbühnen: Ein „Patriarch im positiven Sinne“

Aus der Reihe ‚Portraits: Unternehmer für die Welt von morgen‘

von Martin Rudolph

 

Es gibt Unternehmer, für die soziales Engagement mehr als ein Wort oder billige PR ist. Harald Kuhnle von Kuhnle Arbeitsbühnen ist einer davon. Er hat sein im Großraum Stuttgart (Firmensitz ist Fellbach) ansässiges Unternehmen nicht nur solide aufgestellt, sondern auch ein festes Finanz- und Zeitbudget für soziales Engagement eingeplant. So kommt er auch in Zeiten einer weltweiten Corona-Pandemie und eines Kontinente-übergreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Shutdowns sicher durch die Krise. Aufmerksam geworden sind wir auf Harald Kuhnle, als wir erfahren haben, dass er seinen Mitarbeitern freiwillig mehr Gehalt zahlt, als aktuell nötig wäre. Wir wollten seine Beweggründe genauer wissen und trafen uns mit ihm auf ein kurzes Interview.

 

Herr Kuhnle, die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen treffen auch Ihr Unternehmen. Mit welchen neuen Herausforderungen sehen Sie sich aktuell konfrontiert?

Harald Kuhnle: Die Umsetzung der aktuellen Hygienevorschriften und den Abstand zu den Kunden zu wahren bei der Übergabe und Einweisung unserer Arbeitsbühnen ist nicht einfach zu lösen. Dazu müssen teilweise ganz neue Möglichkeiten (elektronische Einweisung mit Video) geschaffen oder zusätzlich angeboten werden.

Wie gehen Sie insgesamt mit der Situation um, um das Fortbestehen Ihres Unternehmens zu sichern?

Harald Kuhnle: Wir versuchen trotz oder gerade in dieser Zeit den Kontakt zu unseren Kunden über Online-Newsletter, Online-Kundenumfragen, Facebook. Linkedin usw. zu intensivieren. Außerdem sind wir schon lange Mitglied in verschiedenen Unternehmernetzwerken wie z.B. BNI, Partnerlift, BBI, örtl. Gewerbevereine und Industrievereinigung. Im Augenblick beschäftigt uns natürlich wie viele andere Unternehmen auch die Frage nach der ausreichenden Liquidität. Wir sind bisher den klassischen Weg über ein Inkassounternehmen und die Warenkreditversicherung gegangen, werden aber wohl in Zukunft vermehrt auch Factoring nutzen, um unseren Kunden ein längeres Zahlungsziel zu ermöglichen, ohne selbst in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen.

Viele Unternehmen haben ihre Belegschaft in Kurzarbeit geschickt. Die Folge ist, dass durch Kurzarbeit weniger Geld für die Lebensführung von Mitarbeitern übrig bleibt, was sie unverschuldet finanziell in Schwierigkeiten bringen kann. Auch Ihre Mitarbeiter befinden sich aktuell in Kurzarbeit. Sie haben die Differenz aus Normalgehalt und Kurzarbeitergehalt aufgestockt und zahlen Ihren Mitarbeitern daher zurzeit mehr, als Sie müssten. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?

Harald Kuhnle: Gute Mitarbeiter zu finden war schon immer schwierig und wir haben es geschafft, in den vergangen Jahren ein tolles Team engagierter Mitarbeiter zusammenzustellen. Diese zu verlieren wäre nicht nur menschlich sehr schade, sondern auch betriebswirtschaftlich unsinnig. Außerdem trage ich als Unternehmer nicht nur die Verantwortung für mich und meine Familie, sondern auch für die Mitarbeiter und deren Familien, die mit mir gemeinsam am und im Unternehmen arbeiten. Insoweit würde ich mich schon als ein Patriarch im positiven Sinne betrachten.

Sie sind als Unternehmer darüber hinaus auch sozial sehr engagiert. Welche Initiativen unterstützen Sie konkret und was motiviert Sie zu dieser Unterstützung?

Harald Kuhnle: Seit mehreren Jahrzehnten unterstützen wir die Tour Ginkgo, eine Wohltätigkeits-Radtour für krebskranke Kinder, örtliche Vereine und natürlich das BleibGesundCamp. Meine Familie und ich, wir sind alle gesund und haben die Möglichkeit, unser Leben selbst zu gestalten. Das können viele andere nicht. Daher ist es für mich, vor allem in Bereichen, in denen die staatlichen Maßnahmen nicht wie notwendig da sind, selbstverständlich zu unterstützen. Ich habe dadurch auch viele liebe Menschen und Freunde kennengelernt, die mich persönlich und menschlich sehr bereichern. Im Grunde genommen erhalte ich damit viel mehr zurück, als ich gebe.

Wie haben Sie es für Ihr vergleichsweise kleines Unternehmen geschafft, das Budget und die Zeit zur Verfügung zu haben, um in diesem überdurchschnittlichen Maß soziale Verantwortung zu übernehmen?

Harald Kuhnle: Wir sind glücklicherweise über die letzten Jahrzehnte ein sehr erfolgreiches Unternehmen in der Vermietung von Arbeitsbühnen. Und seit diesem Jahr ist auch mein Schwiegersohn mit im Betrieb tätig. Das lässt Zeit auch für soziale Projekte. Für unser soziales Engagement haben wir uns ein Budget festgelegt, das unabhängig vom Marketingbudget oder von anderen Aufgaben ist. Für mich persönlich ist es immer schön zu sehen, was sich bewegen kann, wenn sich Menschen zusammentun. Ich bin da mit meiner finanziellen Unterstützung nur der kleinste Teil, aber klar, ohne finanzielle Mittel geht es auch nicht.

Welchen Rat können Sie anderen Unternehmer*innen geben, damit sie die aktuelle Krise besser meistern können?

Harald Kuhnle: In jeder Krise steckt auch eine Chance. Gerade jetzt ist die Zeit da, um über das eigene Geschäftsmodell intensiv nachzudenken, liebgewonnene Gewohnheiten abzulegen und sich neuen Aufgabenfeldern zu widmen, die man bisher aus Zeitmangel nicht weiterverfolgt hat. Und vor allem einfach mal den befreundeten Unternehmern aus seinen Netzwerken fragen, was er gerade so macht, welche Probleme er hat und wie man Ihm dabei helfen kann. Da lerne ich persönlich immer am meisten.

Herzlichen Dank, Herr Kuhnle, und Ihnen weiterhin alles Gute!